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Oft fragt man sich, was eine hundertjährige Eiche alles erzählen würde, wenn sie denn könnte. Das Löschgruppenfahrzeug LF 8-TS der Schrozberger Feuerwehr ist zwar noch nicht ganz so betagt, hat aber immerhin auch schon fast 35 Jahre hinter sich. Jetzt wird es durch einen Gerätewagen ersetzt und soll verkauft werden. Bei der Verabschiedung sprudeln die Erinnerungen nun förmlich aus ihm heraus!
„Ich erinnere mich noch recht gut daran, wie ich im April 1986 von Giengen an der Brenz Richtung Norden gefahren bin und schließlich in Schrozberg ankam. Da sah ich lauter strahlende Gesichter, die sich auf mich zu freuen schienen. Wie ich mitbekam, war ich das Ersatzfahrzeug für ein LF 8, das ich nach 21 Jahren ersetzen sollte. Mit einem schönen Feuerwehrfest wurde mein Eintreffen im Juni 1986 gefeiert. Ich hatte mich schon gefreut, dass ich meinen Stellplatz im wunderschönen Schloss mitten in der Stadt bekomme. Das hatte aber leider nicht geklappt, weil die schon vorhandenen vier Fahrzeuge den Platz dort brauchten. Bis zur Einweihung des neuen Feuerwehrhauses in der Bahnhofstraße im Jahr 1989 hatte ich daher einen Platz nur für mich allein in einer Garage eines Baugeschäfts am Heerweg.
Mit meinem 6-Tonnen-Fahrgestell und 85 PS war ich – trotz meines Sterns vorne auf der Haube – immer nur der kleine Bruder des Tanklöschfahrzeugs und der anderen Löschgruppenfahrzeuge. Das hat mir aber nie etwas ausgemacht. Schließlich habe ich mich oft um die jungen Burschen der Jugendfeuerwehr gekümmert. Mit meinen Schläuchen und den beiden Pumpen waren die immer stark beschäftigt und haben so manchen Löschangriff in kürzester Zeit aufgebaut. Des Öfteren durfte ich auch mit zum Kreiszeltlager, das abwechselnd in verschiedenen Gemeinden im Landkreis stattfand. Dabei wurde mir einmal ein Blaulicht runtergeschossen, als die jungen Leute beim Fußballspielen nicht so gut aufgepasst hatten. Das wurde dann einfach repariert und weiter ging‘s.
Natürlich übten auch die „Großen“ mit mir. Besonders, wenn es um die Vorbereitungen auf die Leistungsabzeichen ging, war ich jahrelang ein gefragter Partner. Unzählige Feuerwehrleute habe ich mit stolz geschwellter Brust aus Gemeinden im gesamten Landkreis zurückgebracht, wenn sie mit ihrer Gruppe die Abzeichen in Bronze, Silber oder Gold erreicht hatten. Auch bei der Ausbildung neuer Feuerwehrfrauen und -männer half ich immer gerne mit. Es war jedes Mal schön, neue Leute begrüßen zu können.
Und dann waren da jede Menge Einsatzfahrten. Immer wieder gab es Brände, bei denen ich zusammen mit der Mannschaft dafür sorgen konnte, dass genügend Löschwasser herbeigeschafft und Flammen gelöscht wurden. Gebrannt hatte es unter anderem in Könbronn, in Reichertswiesen, in Enzenweiler und in Bartenstein. Im November 2001 war es ganz heftig. Schon bei der Fahrt nach Wiesenbach hatte ich den Feuerschein gesehen, weil dort ein Sägewerk brannte. Aber auch bei Hochwasser fuhr ich mehrfach raus. 1993 sogar bis nach Crailsheim. Einmal durfte ich auch beim Befüllen des Wassertanks einer Dampflok im Schrozberger Bahnhof mithelfen. Mit der hatte ich mich gleich ganz gut verstanden – so von Diesel zu Dampf.
Nun weiß ich zwar nicht mehr in welchem Jahr es war, aber ich erinnere mich noch mit Schrecken daran: Irgendwie kam einer während des Trainings für das Leistungsabzeichen an den Druckknopf des Pulverlöschers in der Mannschaftskabine. In Nullkommanichts war der ganze Innenraum voll mit weißem Pulver, das sich überall verteilte; in jeder Fuge und jeder Ritze: überall war feinstes Löschpulver. Nach mehreren Stunden des Saugens und Wischens mehrerer Kameraden war ich wieder von dem Staubteppich befreit. Seither habe ich halt immer noch ein leichtes Hüsteln.
Auch, wenn ich in den letzten Jahren nicht mehr so gefordert war, kann ich insgesamt auf eine schöne Zeit in Schrozberg zurückblicken. Es gab lustige Momente und ernste Situationen; mal musste es schnell gehen, mal war es nicht so stressig. Ich wurde immer regelmäßig gewaschen und ausgekehrt. Und wenn was kaputt ging repariert. Was ich mir wiederum immer gewünscht hatte, aber leider nie erfüllt wurde: Dass eine Frau mal am Steuer sitzt und mein Lenkrad mit ihren zarten Händen führt. Auch wenn es jetzt Mädchen und Frauen in der Schrozberger Feuerwehr gibt, eine Maschinistin ist noch nicht darunter.
Nach 52 540 gefahrenen Kilometern meldet sich nun „Florian Schrozberg 1/41“ als dienstältestes Fahrzeug ab. Ich bin mal gespannt, wohin es mich als nächstes verschlägt. Mein Nachfolger in Schrozberg ist ein Transportfahrzeug mit einem Kofferaufbau. Na ja, der hat nicht mal eine eigene Pumpe dabei!“
Damit Feuerwehrfahrzeuge lange genutzt werden können, sind gewissenhafte Gerätewarte wichtig. Um das Löschfahrzeug LF 8 hatte sich zuerst (von links) Hermann Östreicher gekümmert, dann Jochen Östreicher. Aktuell zeichnen Marcel Neudeck und Florian Ilg nicht nur für den neuen Gerätewagen Transport, sondern auch für die anderen Einsatzfahrzeuge und alle Gerätschaften als Gerätewarte in Schrozberg verantwortlich.
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